Das Gemeinwohlparlament Leipzig: Neue Wege der Bürgerbeteiligung

Ab sofort können alle Leipzigerinnen und Leipziger ab 14 Mitglied im ersten Gemeinwohlparlament der Stadt werden. Für einen Jahresbeitrag ab 60 Euro erhält jede Person genau eine Stimme, unabhängig von der Beitragshöhe. Das gesammelte Geld fließt in einen Fördertopf für gemeinwohlorientierte Projekte. Welche Vorhaben unterstützt werden, entscheidet das Parlament in einer öffentlichen Sitzung am 5. Dezember 2025 im Rathaus, auch digital verfolgbar. Im ersten Jahr stehen generationenverbindende Projekte im Fokus.

Beteiligung, die wirkt

Das Gemeinwohlparlament verbindet direkte Demokratie mit solidarischer Projektförderung. Wer Mitglied wird, erhält Mitspracherecht über die Verteilung der Mittel. Jeder Beitrag zählt, jede Stimme ist gleich viel wert. Gefördert werden Vorhaben, die das Leben in Leipzig für viele Menschen verbessern.

„Wir wollen eine neue Form der Bürgerbeteiligung schaffen, die über klassische Beteiligungsverfahren hinausgeht“, erklärt Prof. Dr. Timo Meynhardt von der Handelshochschule Leipzig und einer der Initiatoren.

Thema 2025: Jung und Alt gemeinsam

Leipzig verändert sich demografisch. Junge Familien ziehen in die Stadt, gleichzeitig steigt die Zahl älterer Menschen. Das Jahresthema „Jung. Alt. Gemeinsam. So geht Leipzig.“ greift diesen Wandel auf. Gesucht werden Projekte, die das Miteinander der Generationen stärken, gemeinsames Lernen ermöglichen oder altersfreundliche Lebensräume schaffen.

Jedes ausgewählte Projekt erhält mindestens 1000 Euro. Die endgültige Fördersumme richtet sich nach dem Gesamtvolumen des Gemeinwohltopfs.

Mehr Teilhabe durch Patenschaften

Damit finanzielle Gründe niemanden ausschließen, gibt es ein Patenschaftsmodell. Unternehmen oder Privatpersonen können zusätzliche Beiträge leisten, um anderen eine beitragsfreie Mitgliedschaft zu ermöglichen. So entstehen neue soziale Verbindungen über Alters- und Einkommensgrenzen hinweg.

Projekte einreichen ab 11. August

Vom 11. August bis 15. Oktober 2025 können Projekte zur Förderung eingereicht werden. Ein unabhängiges Kuratorium prüft, ob die eingereichten Ideen die Kriterien erfüllen und zum Jahresthema passen. Grundlage sind vier Handlungsfelder des Leipziger Gemeinwohlkodex:

  • Kernaufgaben zukunftsfähig erfüllen
    • Sozialen Frieden sichern
    • Nachhaltige Lebensqualität fördern
    • Respekt und Anerkennung leben

Am 5. Dezember 2025 wählen die Parlamentsmitglieder die zu fördernden Projekte. Die Entscheidungssitzung ist öffentlich und kann auch online verfolgt werden.

Eine gemeinsame Initiative

Das Gemeinwohlparlament entstand am Runden Tisch Gemeinwohl Leipzig. Über 50 Institutionen aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Kultur und Kirche arbeiten dort seit 2022 zusammen, um das Gemeinwohl in Leipzig zu stärken. Auch die VNG-Stiftung ist aktiv beteiligt und unterstützt die Entwicklung des Projekts. Grundlage war der GemeinwohlAtlas Leipzig, eine Befragung der HHL aus dem Jahr 2020 zur Wahrnehmung gemeinwohlorientierter Akteure in der Stadt.

Modell für die Zukunft

Das Projekt ist als Pilot angelegt und wird wissenschaftlich begleitet vom Dr. Arend Oetker Lehrstuhl für Wirtschaftspsychologie und Führung an der HHL. Eine jährliche Fortsetzung ist geplant. Ziel ist es, eine dauerhafte Plattform für demokratische Mitgestaltung zu schaffen.

Festival Gutes Leben Leipzig

Zum ersten Mal findet in Leipzig das Festival Gutes Leben Leipzig statt. Vom 13. bis 21. September 2025 laden mehr als 50 Leipziger Akteure mit über 144 Aktionen in ganz Leipzig dazu ein, der Frage nachzugehen: Was bedeutet ein gutes Leben?

Open Call 2026: Konzertideen für das Edvard-Grieg-Haus gesucht

Das Edvard-Grieg-Haus in Leipzig lädt ein, Konzertideen für das Programmjahr 2026 einzureichen. Die kommende Saison orientiert sich am sächsischen Themenjahr „𝘛𝘢𝘤𝘩𝘦𝘭𝘦𝘴. 𝘑ü𝘥𝘪𝘴𝘤𝘩𝘦 𝘒𝘶𝘭𝘵𝘶𝘳 𝘪𝘯 𝘚𝘢𝘤𝘩𝘴𝘦𝘯 𝘶𝘯𝘥 𝘸𝘦𝘭𝘵𝘸𝘦𝘪𝘵“, das den Rahmen für vielfältige Beiträge bildet.